Warum Spiel so wichtig ist.

 

Im Spiel lernt dein Hund alles. Lasst eure Hunde spielen. Es braucht keine extra Erziehung, keine Hundeschulen, es braucht nur Spiel. Beobachtet Hunde, spielt mit ihnen. Sie brauchen keine Dogmen, keine Methoden. Welche Talente hat dein Hund? Es werden Materialien angeboten. Bälle, Kongs, Geschicklichkeitsspiele, bunte Hundeplätze…., all das braucht kein Hund, um glücklich zu sein. Das braucht der Mensch, um sein Gewissen zu beruhigen, dass er seinem Hund „etwas bieten kann“.

 

 

Es wird gelobt, was das Zeug hält. Der Hund tut quasi nichts mehr aus freiem Willen, sondern nur noch wegen Lob und Futter. Seine Neugier wird dadurch stark gebremst, es wird ihm Benehmen beigebracht. Der Hund macht etwas und erhält eine Reaktion. Lob oder Tadel.

 

Das beeindruckt ihn, denn er hat ebenso wie wir die Sehnsucht nach Verbundenheit.

 

Aber: seine spontane Veranlagung wird er aufgeben, um dir zu gefallen. Er wartet nur noch auf grünes Licht von dir. Er gibt sich selbst auf, um dir zu gefallen. Er wird konditioniert, was das Zeug hält. Eigene Erfahrungen darf der Hund kaum machen.

 

Wir greifen sofort reglementierend ein. Viel zu früh. Wir befürchten, dass sich aus dem Spiel etwas „Falsches“ entwickelt. Wir korrigieren sofort wenn etwas falsch scheint. Wir loben, wenn etwas gut gemacht wird. Wir beobachten nicht. Wir vertrauen nicht.

 

Hunde dürfen keine Welpen mehr sein. Keine Junghunde mehr, die sich selbst entdecken.

 

Und eines Tages explodiert er. Wird nicht besser, sondern schlechter. Hektischer, nervöser, unsicherer, bissiger. Und dann wunderst du dich, denn du hast ihn doch von Anfang an gefördert, erzogen, geliebt.

 

Aber seine natürlichen Talente wollen raus. Das geht uns Menschen doch nicht anders.

 

Erziehe ein Kind mit Talent zu Kreativität zu einem Büromenschen, der nur vorgefertigte Dinge erledigen soll und es passt nicht. Niemand wird gut, wenn er seine Talente ignoriert. Als Mensch kannst du in deiner Freizeit deine Talente noch ausleben. Aber wo ist die Freizeit für deinen Hund? Wann darf er seine Talente ausleben und darin aufgehen? Nicht die Freizeit und Beschäftigung, die du ihm vorgibst, sondern seine natürliche Begabung? Kennst du sie überhaupt?

 

Wir brauchen einen klaren Rahmen und Rituale. Rituale sind ein Gerüst, das Halt gibt. Ein sicherer Hafen gibt Entspannung und Verbundenheit.

 

Stattdessen soll er aber Kommandos erlernen und wir pressen ihn hinein in sinnlose Konditionierungen. Jeder lernt das Gleiche, egal welche Begabung er hat. Wir töten ihre natürliche Leidenschaft zugunsten starrer Dogmen.

 

Durch Spiel würden wir so viel mehr von Ihnen erfahren. Es sind die Erfahrungen, die den Hund prägen, nicht die Konditionierung. Erst durch Erfahrungen wird dauerhaft gelernt und im Gehirn abgespeichert. Wer kein Lob erhält, fühlt sich bestraft. So haben wir es ihm beigebracht. Wie schade.

 

Aber wir werden von Sorge getrieben. Müssen alle Hunde gleichmachen. Bremsen den Spieltrieb. Dadurch stoppen wir die Entwicklung, lassen den Hund nicht mehr selbst die Welt entdecken.

 

Ein junger Hund muss mit 12 Wochen Sitz, Platz, Fuß können…., Konditionierung eben. Was für ein Wahnsinn!

 

Haben wir doch mehr Vertrauen in den Prozess, in die natürliche Entwicklung.

 

Grenzen setzen, einen Rahmen schaffen, Struktur geben, sind sehr wichtig. In Erziehen kommt das Wort Ziehen vor. Wir ziehen ihn in eine Richtung, in die er nicht hinein passt. Dein Hund weiß, dass er gut ist, wie er ist. Nur du möchtest ihn anders haben.

 

Ständiges Neinsagen und gegen die Natur arbeiten löst im Gehirn übrigens Schmerz aus.

 

Leistung bringen soll er, der Beste sein. Das ist er, vielleicht nur nicht in dem Bereich, den du für ihn aussuchst.

 

Du bist enttäuscht, wenn er anders ist, als du ihn dir vorgestellt hast. Wenn er nicht dass macht, was alle machen. Spontanität und Individualität sind eben nicht erwünscht. Begabungen werden erstickt.

 

Schau ihn dir an, nimm ihn wahr, Urteile nicht, bewerte nicht.

 

Aus diesem Grund beginnt mein Ansatz zum Learning bei dir, nicht bei deinem Hund.

 

Lerne ihn endlich verstehen, er und du habt alles in euch, was ihr dafür braucht.

 

Wenn wir das akzeptieren könnten, bräuchten wir keine Hundeschulen mehr, keine Erziehungsstrategien, keine Wiedereingliederungen. Dann würden Hunde genauso unbeschwert mit uns leben können, wie seit mehreren 1000 Jahren schon.

 

 

 

 

 


Meine Anfänge

Seit meinem 11 Lebensjahr begleiten mich Hunde in meinem Leben. Mein Traum war, seit meinem 6 Lebensjahr, ein Hund. Leider konnten mir meine Eltern diesen Wunsch zunächst nicht ermöglichen. Mein Vater war Marinesoldat und so zogen wir alle 2-3 Jahre in eine neue Stadt. Von einer Wohnung zur nächsten. Und in Wohnungen waren Hunde nicht erlaubt.

 

„Wenn wir ein eigens Haus haben, bekommst du deinen Hund“, war das Versprechen meiner Eltern an mich.

 

Ich fing an, heimlich zu sparen. Einen Teil meines Taschengeldes, Geldgeschenke von Verwandten, mehr ging nicht. Kurz vor meinem 11. Geburtstag wurden wir endlich sesshaft und meine Eltern erwarben ein Haus. Es dauerte genau 2 Wochen, bis ich das Versprechen meiner Eltern einforderte. Und dann war es so weit: Ich kaufte mir meinen ersten, eigenen Hund aus dem Tierheim. Von meinem Ersparten. Ganz allein. Einen Colliemischling mit langem Fell. Meinen Traumhund.

 

Erzogen war meine Hündin nicht. Sie hatte uns gut in der Hand und machte, was sie wollte. Hundeschulen gab es damals noch nicht vor Ort. Also versuchte ich mich in der Erziehung selbst. Das funktionierte als Kind nicht besonders gut.

 

Aber, ich konnte meinen Hund überall mit hinnehmen. Wir waren ein Team. Ich glaube, sie konnte nicht ein einziges Kommando zuverlässig ausführen. Das war auch gar nicht notwendig.

 

Wir sind gemeinsam durch den Wald gelaufen, haben uns Butterbrote in selbst gebastelten Höhlen geteilt, sind über Gräben gesprungen, haben im Unterholz nach wilden Tieren gesucht und tausend Abenteuer erlebt.

 

Erst viele Jahre später, als ich selbst Kinder und wieder Hunde hatte, wurde mir klar, dass Kinder eine natürliche Gabe haben, Tiere zu verstehen. Die kindliche Natürlichkeit, Hunde so anzunehmen, wie sie sind. Mein größtes Geschenk an meinen ersten Hund war, dass ich ihn akzeptierte und Zeit mit ihm verbrachte. Ohne teure Beschäftigungskurse, ohne Wissen, ohne Kommandos, oder Tricks.

 

Ich war sehr klar in meiner Kommunikation mit ihm. Ich war einschätzbar und ehrlich zu ihr.

 

Diese Gabe haben nur Kinder. Wir verlieren sie mit dem Erwachsenwerden.

 

Wir beobachten nicht mehr, wir kommandieren herum und nennen es Erziehung.

 

 

 

 

Meine Berufswahl

 

Als ich Kinder bekam, war für mich klar, dass diese mit Hunden und anderen Tieren groß werden sollten.

Ein Kind, das Respekt vor Lebewesen hat und lernt, Verantwortung für Andere zu übernehmen, kann nur ein gutes Kind werden.

 

Mein erster Hund lebte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Aber es kam ein neuer hinzu. Danach der Nächste. Und der hatte es in sich. Ein kleiner Beagle, zuckersüß. Aber, er konnte nicht alleine bleiben, heulte, bellte und schrie die ganze Nachbarschaft zusammen, sobald wir das Haus verließen. Unsere Nachbarn waren genervt. Ich auch, denn zusätzlich schredderte er die Wohnungseinrichtung vor lauter Frust.

 

Ich ging brav mit ihm zur Hundeschule, in der man Fehlverhalten ignorierte in der Hoffnung, der Hund würde von selbst darauf kommen, was falsch ist. Meiner nicht. Ich stand auf dem Hundeplatz von meinem Hund abgewandt, ihn ignorierend, wenn er Theater machte. Niemand konnte noch sein eigenes Wort verstehen, denn er hörte nicht auf zu bellen. Er hielt die ganze Stunde durch. Ich habe mit ihm Sitz und Platz geübt, er war toll im Rückruf, konnte viele Tricks, aber alleinbleiben konnte er immer noch nicht. Also probierte ich die nächste Hundeschule aus. Und die übernächste. Mehr gab es bei uns nicht. Niemand konnte mir helfen.

 

Inzwischen gab es wegen des Kerlchens die ersten Drohungen von erbosten Nachbarn, sowie eine Abmahnung seitens meines Vermieters. Ich hatte 4 Wochen Zeit, um das Gekläffe meines Hundes in den Griff zu bekommen, ansonsten drohte mir die Kündigung.

 

Ich war verzweifelt. Der Kleine war inzwischen 8 Monate alt und ich hatte immer noch keine Lösung für mein Problem. Auch mit den Kindern gab es Krach, da er ihr Spielzeug kaputtmachte. Er machte vor nichts Halt. Auch nicht vor meinen Möbeln. Der Schaden, den er anrichtete wurde immer größer.

 

Ich dachte mir, wenn ich nur wüsste, warum er solche Probleme hat, allein zu sein, dann könnte ich das auch abstellen. Ich wollte ihn verstehen, um eine bessere Beziehung zu meinem Hund zu haben. Wir haben viel trainiert, aber richtig glücklich waren wir nicht miteinander.

 

Ich fing an, andere Hunde und ihre Menschen zu beobachten und zu verstehen. So viele Menschen und Hunde waren kein Team. Wenigstens waren wir nicht alleine.

 

Das Alleinbleiben unseres Beagles wurde auch nach Einzug des 2. Hundes nicht besser. Helfen konnte mir immer noch niemand. Also fing ich selbst an zu recherchieren. Ich fing an, Sach- und Fachbücher zu lesen und fraß alles in mich hinein, was ich über Hundeerziehung und Hundeverhalten finden konnte.

 

Daraus wuchs der Wunsch, immer mehr zu wissen. Denn das, was ich gelernt hatte, stand oft im Widerspruch zu meinen Erfahrungen, die ich mit unseren Hunden, gemacht hatte. Und so las ich in allen möglichen Zeitschriften und im Internet über Hundetrainerausbildungen. Ich entschied mich für die damals wohl längste und kostenintensive Ausbildung. 3 Jahre erschienen mir anhand dessen, was auf dem Lehrplan stand aber nicht zu lang, sondern gerade richtig.

 

Ich habe also in eine Ausbildung investiert und diesen Schritt gewagt, obwohl mir das Geld nicht gerade aus den Ohren wuchs.

 

Ich brauchte eine schnelle Lösung für uns. Also rief ich bei der Ausbildungsstätte an und schrie förmlich um Hilfe. Zum ersten Mal hörte ich etwas über Trennungsfrust und warum mein Hund diesen Frust hat.

 

Nun verstand ich ihn endlich.

 

Ich entwickelte ein eigenes Konzept dazu und siehe da: Es funktionierte. Aus der Not geboren, schafften ich es innerhalb von 3 Wochen, dass der Kleine weniger Frust hatte. Und dabei war es so einfach. Ich brauchte nur wissen, WARUM er so handelte und konnte das Problem allein lösen.

 

Nach nur einem Jahr der Ausbildung hatte ich bereits sehr viel Wissen gesammelt, aber mir fehlte die Praxis. Also gab ich nebenbei Einzeltrainings um Erfahrungen zu sammeln. Im Laufe von weiteren 6 Monaten konnte ich meinen Job an den Nagel hängen, denn mein Training sprach sich schnell herum. Ich meldete ein Gewerbe an und eröffnete meine erste Hundeschule. Noch winzig klein, anfangs gab ich nur Einzeltrainings. Irgendwann kamen die Gruppenkurse hinzu, mit denen ich, mangels Hundeplatz, im Wald und in der Umgebung trainierte. Am Ende meiner Ausbildung hatte ich einen festen Kundenstamm.

 

So viel zu meinen Anfängen. Es folgten weitere Jahre Hundeschule, stetiger Wachstum, bis zum großen Betrieb. Ich war sehr erfolgreich, in der Region bekannt. Ich hielt regelmäßig öffentliche Vorträge vor Publikum, war ständig in der Presse und einige Fernsehauftritte vom NDR und einigen lokalen Fernseh- und Radiosendern waren auch dabei.

 

 

 

 

Meine Spezialisierung

 

 

Was mich jedoch immer gestört hat war, dass keiner meiner Kunden ein richtiges Verständnis für seinen Hunde hatte. Sie glaubten, mit Kommandos und Übungen ans Ziel zu kommen. Sie glaubten, dass Ihr Hund besser werden würde, wenn sie nur genug Grundkommandos üben, ihm Befehle geben. Sie wollten immer mehr. Mehr Kommandos, mehr Beschäftigung. Aber ein harmonisches Team wurden nur wenige. Diese wenigen waren die Menschen, die mehr wissen wollten. Sie zu meinen Vorträgen kamen, denen ich Hintergrundinformationen geben konnte, sie sich selbst reflektieren konnten und ihre Probleme nicht beim Hund suchten, sondern sich fragten:

 

Was braucht mein Hund? Wer muss ich für ihn sein?

 

 

Also ging ich mit diesen Kunden tiefer, wir analysierten, beobachteten, filmten. Daraus entwickelte sich nach und nach eine ganz andere Art von Verständnis, eine andere Art des Trainings. Weg von Standardtrainings, in denen jeder das Gleiche lernte, hin zu individuellen Konzepten, die auf jedes Mensch-Hund-Team zugeschnitten waren. Ich entwickelte so etwas wie ein maßgeschneidertes Konzept. Denn nachdem wir herausgefunden hatten, was jeder einzelne Hund braucht, Charaktere analysierten und diese Charaktere von den Haltern akzeptiert wurden, wurde die Kluft zum Menschen plötzlich sehr deutlich.

 

Jeder Mensch hat genauso seinen eigenen Charakter, der akzeptiert und anerkannt werden möchte. Wer nun einen sehr selbstbewussten Hund hat, der gern eigene Entscheidungen trifft, selbst aber schüchtern und zurückhaltend ist, kann wohl kaum Sicherheit und Autorität vermitteln. Ich musste also die Menschen in ihrer Persönlichkeit stärken, damit sie für ihren Hund das sein könnten, was dieser so dringend brauchte.

 

Hunde brauchen Führung. Wer seinen Hund nicht führen kann, der wird geführt. Der Verlust über die Kontrolle des eigenen Hundes, das fehlende Vertrauen in ihn führte oft zu Tränen und Verzweiflung.

 

Über Videoanalysen sahen wir uns die Körpersprache der Menschen genauer an, fanden heraus, was verändert werden sollte, um selbstbewusster aufzutreten und wie Autorität gelingt, ohne sich verbiegen zu müssen.

 

Meine Analysen und meine Hilfe gingen tiefer und tiefer, ich zog mit meinem Training immer mehr Kunden an. 

Fazit: Ich gab meinen Betrieb auf und entwickelte ein einzigartiges Konzept für Hundehalter. 

 

Mit nur wenigen Kunden entwickelte ich meine Vision, meinen Traum von perfekter Harmonie zwischen Menschen und Ihren Hunden weiter. Jedes Mensch-Hund-Team war für mich ein Lernprozess, die Chance zu wachsen, um noch besser zu werden.

 

Daran habe ich die letzten 2 Jahre gefeilt. Ganz still und leise. So konnte ich meinen neuen Weg immer klarer vor mir sehen.

 

Menschen zu stärken, ihrer Entwicklung zuzusehen, zu erleben, wie sie sich selbst verändern, ihre Hunde verstehen, annehmen, akzeptieren und plötzlich eine Harmonie entsteht, ist von unschätzbarem Wert.

 

 Wo Beziehung wachsen soll, ist Verständnis unerlässlich.

 

Wir haben nur eine begrenzte Zeit mit unseren Hunden zur Verfügung und die sollte entspannt sein. Von Harmonie geprägt, die Bedürfnisse beider Seiten anzuerkennen und zu akzeptieren.

 

Ein Plädoyer für den Maulkorb

Ein Plädoyer für den Maulkorb

Maulkorb = böser Hund und unfähiger Mensch?

Heute möchte ich eine Lanze für den Maulkorb brechen.
In meiner bisher 10 jährigen Tätigkeit als Hundetrainerin ist es nicht allzu selten vorgekommen, dass ein Hund aus unterschiedlichen Gründen vorübergehend einen Maulkorb tragen musste/sollte.

Während es in einigen Bundesländern die sogenannte Maulkorbpflicht gibt, gilt diese Pflicht in Niedersachsen nur für Hunde, die als gefährlich eingestuft wurden und von „Amts wegen“ einen Maulkorb tragen müssen.
Nun fällt mir seit Jahren immer wieder auf, wie ablehnend Hundehalter darauf reagieren, wenn ich ihnen rate, ihrem Hund einen Maulkorb aufzusetzen.

Und diesen Rat gab es aus ganz verschiedenen Gründen: 
• Da gab es den, der alles in sich hineinschlang, was er an Fressbarem oder auch Unfressbarem auf dem Weg fand. Eine Darmoperation hatte ihm das bereits eingebracht. Wir mussten den Hund vor solchen Dingen schützen.
• Da war der, der sich nicht gern anfassen ließ und sich bei bestimmten Berührungen völlig hysterisch seine eigene Flanke oder die Rute blutig biss. Wir haben ihn mit einem Maulkorb vor sich selbst geschützt.
• Und da waren die, die einen Faible für ihren eigenen Kot hatten. Jedes Häufchen verleibten sie sich direkt wieder ein. Nach dem Motto hinten raus, vorne rein. Mit Maulkorb war das nun nicht mehr möglich.
• Oder die Hunde, die allergische Hautreaktionen haben und sich die Pfoten oder Flanken blutig lecken, weil sie mit ihren Krallen nicht zum kratzen an diese Stellen kommen. 
• Natürlich waren da auch die vielen Hunde, die tatsächlich schon mal Löcher in andere Hunde oder auch Menschen machten. Der Maulkorb ist eine gute Gelegenheit, ohne Angst vor Verletzungen mit ihnen zu trainieren.

Der Maulkorb ist also ein Hilfsmittel wie jede Leine, jedes Halsband auch. Nicht schlimm, sondern dazu geeignet, Hund und Halter Sicherheit zu vermitteln und Situationen im Griff zu haben. Ein Hilfsmittel sollte aber immer wieder abtrainiert werden. Der Hund sollte also schon die Möglichkeit haben, durch gezieltes Training oder eine ärztliche Behandlung, seinen Maulkorb irgendwann wieder los zu werden. Und selbst wenn das, in Einzelfällen, nicht möglich ist, ist das Tragen eines Maulkorbes keine Schande.

Was jedoch macht so ein Maulkorb mit der Psyche eines Menschen?

Es ist unangenehm zuzugeben, dass man den eigenen Hund (noch) nicht im Griff hat. Es ist peinlich. Andere Menschen machen einen Bogen um einen Hund mit Maulkorb. Signalisiert der Maulkorb doch, dass der Mensch einen bösen Hund hat.

Mit anderen Worten: es stellt sich die Angst ein, abgewertet zu werden, nicht anerkannt, nicht akzeptiert. ausgestoßen zu werden. Es könnte Gerede geben („das ist die, die ihren Hund nicht im Griff hat“). Wozu neigt dann der gepeinigte Mensch? Er kauft einen Maulkorb, oder eine Maulschlinge, der/die kaum auffällt (Finger weg von den Maulschlingen. Sind sie eng, kann der Hund nicht hecheln, sind sie zu locker, kann er zwar hecheln, aber auch beißen oder etwas vom Boden aufnehmen). Damit könnte man ja das eigentliche Problem einigermaßen vertuschen. Ich sage euch, kauft einen auffälligen Maulkorb, damit ihn jeder sehen kann. Und schämt euch nicht dafür. Es gibt sie mittlerweile in tollen Signalfarben. Richtig schick und auffällig.

Das Gerede findet auch tatsächlich statt. Lauft mal mit einem Maulkorb tragenden Hund durch ein Freilaufgebiet oder dort, wo viele Hunde ihre Runden drehen. Ihr glaubt ja gar nicht, wie schnell andere Hundehalter ihre Hunde abrufen können, oder einen Bogen um euch machen. Ist der Hund also geschützt und kann nicht mehr beißen, werden plötzlich alle Menschen misstrauisch und meiden diesen Hund. Dabei würden sie ihre eigenen Hunde aber voll in unbekannte Hunde preschen lassen, die keinen Maulkorb tragen. Denn ohne Maulkorb muss er ja lieb sein. Ohne Maulkorb hat er sich das gefälligst gefallen zu lassen, dass er von anderen Hunden angerempelt oder umgerempelt wird. Auch wenn er gar keinen Kontakt haben möchte. Aber wenn er gesichert ist, dann holt jeder seinen Hund mal ganz schnell zu sich, damit er mit dem „Bösen“ nicht in Kontakt kommt.

Was mich nun ketzerisch denken lässt: Wenn ich also meine Ruhe haben möchte, dann setze ich meinem Hund einfach einen Maulkorb auf und alles ist gut. Ich kann unbehelligt durch die Gegend laufen. Stimmt ihr mir zu, dass da irgendetwas nicht richtig ist?

Wie wir gesehen haben, gibt es aber viele Gründe, die für einen Maulkorb sprechen. Nicht nur aggressives Verhalten, sondern auch andere, o. g. Situationen können das Tragen eines Maulkorbes durchaus sinnvoll machen.

Je nach Landeshundegesetz oder städtischen Verordnungen ist es andernorts völlig normal, einem Hund mit Maulkorb zu begegnen. Kollegen von mir trainieren bereits im Welpenalter Maulkörbe ein, damit diese für den Hund so normal ist, wie das Tragen eines Halsbandes oder eines Geschirrs. Tolle Kollegen! Ich danke ihnen dafür. 

In Zügen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln herrscht sowieso eine generelle Maulkorbpflicht, wenn ich den Hund nicht in einer sicheren Box unterbringen kann.

Ich halte das Eintrainieren eines Maulkorbes für absolut sinnvoll. Ein gut sitzender Maulkorb schränkt den Hund nicht ein. Er kann hecheln und somit seine Körpertemperatur regulieren, er kann trinken und ein Leckerchen passt auch durch die Streben. Wo ist nun das Problem? Mit einem Geschirr ist der Hund auch ziemlich angezogen, vor einem Halti schreckt auch kaum ein Hundehalter großartig zurück, aber ein Maulkorb? Oh nein, wie schrecklich.

Dabei sollten wir mehr Respekt vor den Menschen haben, die die volle Verantwortung für ihren Hund übernehmen. Ein Maulkorb schützt andere Hunde, andere Menschen, mitunter auch den eigenen Hund. Ein Maulkorb bedeutet, verantwortlich im Sinne aller zu handeln.

Also: keine Angst vor einem Maulkorb! Sondern etwas mehr Akzeptanz und Toleranz für all die tollen Menschen, die ihrem Hund einen aufsetzen.
Amen
Foto: Tim Terzyk, Hundeschule Terzyk
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Spazierengehen mit 5 Hunden

Zum Thema "wie funktioniert das Spazierengehen mit mehreren Hunden", hier mal ein kleiner Einblick...:-) 
Viel Spaß beim lesen. 

Mit fünf Hunden gehören wir zu den zwielichtigen Mehrhundebesitzern. Wir sind diejenigen, die sämtliche Stimmlagen und Gemütsschwankungen innerhalb von einer Millisekunde beherrschen. Das versteht ihr nicht? Dann möchte ich euch an dieser Stelle ein kleines Beispiel geben:

Ich verlasse also mit unseren fünf allerliebsten Köterchen das Haus und marschiere in Richtung Wald. 
Wie immer ist unsere kleine Münsterländerin Alpha die Schnellste und rast wie eine Rakete an uns vorbei. Beagle Rusty muss natürlich immer dort sein, wo seine Alpha ist und flitzt auf seinen kurzen Beinchen hinterher. Klein-Peanuts dagegen schnuffelt mal hier, mal da, trabt gemütlich weiter und lässt sich gern zurück fallen. Besonders wenn wie heute leckere, dampfende, frisch gelegte Pferdeäpfel auf dem Weg liegen. Hhhmmm, das ist eine Köstlichkeit, die sie sich ungern entgehen lässt und beißt herzhaft in das noch warme Mahl. Micha ist eh schon außer Sicht und geht mal wieder allein spazieren. Ob wir anderen mitkommen ist ihr ziemlich egal. Sie muss auf Entdeckungstour gehen und zwar jetzt sofort. Pepsi als waschechter Border Collie versucht verzweifelt, die ganze Bande zu umkreisen und alle wieder zusammen zu treiben. Nicht ohne frenetisches Bellen natürlich.
Alpha stoppt plötzlich, nimmt eine Wildspur auf und wuselt aufgeregt in Richtung Unterholz. Rusty, der Töffel, merkt mal wieder gar nichts und saust bereits um die nächste Wegbiegung davon. Wie also, meint ihr, sehen die Kommandos aus, die ich in solch einem Moment von mir gebe? In Rekordgeschwindigkeit kommen sie aus meinem Mund geschossen:“ Alpha, HIERBLEIBEN, Rusty HIERHIN, Peanuts PFUI IST DAS!!!“, „Micha, KOMM SOFORT ZURÜCK“, „Pepsi, RUHE JETZT!“ 

Kurzes Rätselraten unter den Hunden: wer war noch mal Alpha? 
Meint die etwa mich mit Pfui? 
Was soll ich machen? Herkommen, oder still sein? 
Geh du mal, die meint bestimmt dich!  
Im günstigsten Fall bleiben sie alle vor Überraschung stehen, oder unterbrechen für einen kurzen Moment ihr Tun, um zu begreifen, welches Kommando denn nun für welchen Hund gilt. Irgendwie war das zu schnell: können wir das noch einmal hören, bitte? 

Das ist mein Augenblick!!! Da wir Hundebesitzer trainierte Stimmbänder vom Umgang mit unseren Vierbeinern haben sage ich drohend zu Alpha: “HIERBLEIBEN!“, freundlich, aber bestimmt zu Rusty: “HIERHIN“ und brülle meine Peanuts wütend an: “PFUI IST DAS!“ Micha wird pauschal per Pfeiffe abgerufen, die ist schon weiter weg, als ich rufen kann. Und gegen Pepsi´s lautstarkes Gebell kommt mein herrisches „RUHE JETZT“ gerade so an.
Aahhh, nun haben sie es kapiert. - Wenn sich dieses Frauchen doch gleich klar und deutlich ausdrücken würde. Warum nicht gleich so? 

 

Daraufhin unterbricht Alpha ihre Schnüffelattacke und bleibt artig stehen, Rusty hat endlich bemerkt, dass wir alle ziemlich weit weg sind und kommt mit wehenden Ohren auf uns zu gerannt, Peanuts gönnt sich noch einen letzten Bissen Pferdemist, bevor sie sich schweren Herzens von ihrer Köstlichkeit verabschiedet und verdrossen weiter trottelt. Nicht ohne so manch sehnsüchtigen Blick auf das Objekt ihrer Begierde zurück zu werfen. Pepsi ist sowieso beeindruckt, weil ich so laut bin und Micha kommt freudestrahlend und pechschwarz vor Dreck aus irgendeinem Sumpfloch auf mich zu gerannt.
Na also, geht doch. Und Mehrhundehaltung macht doch Spaß.

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